Wohn- und Gewerbegebäude Ocean´s End, Am Sandtorkai 66, Hafen-City
Bauherr
PLUS BAU Projektentwicklungs GmbH, Hamburg
Architekt
Entwurf: Böge Lindner Architekten, Hamburg
Ausführungsplanung
Schild Architekten, Hamburg
Ingenieure
WTM Windels-Timm-Morgen Partnerschaft, Hamburg
Architekturfotografie
Klaus Frahm
Laudatio
Eine Reihe Quader auf dem Riegel der Warft. Die auf Lücke gesetzten Solitäre gleicher Kubatur sind unter städtebaulichen Gesichtspunkten oft und viel diskutiert worden. Acht solcher Objekte stehen in Reih und Glied am Dalmannkai und bilden das erste städtebauliche Ensemble der Hafen-City.
Eine Art Bauausstellung zeitgenössischer Architekturauffassungen für das Bauen in Hamburg, speziell am Wasser, in der ersten Dekade des 21sten Jahrhunderts. Der Profilierungsdruck unter dem manche der Architekten beim Entwurf eines solchen Prestigeobjekts unter den streng gefassten Vorgaben des Masterplans gestanden haben, ist den meisten Kreationen deutlich anzumerken.
Eine wohltuende Ausnahme ist Ocean«s End. In den beiden Gebäuderiegeln der vorgeschriebenen U-Form des Baukörpers wurden je zwei anspruchsvolle Wohnungsgrundrisse, mit Loftcharakter, über zwei Geschosse ineinander versetzt, entwickelt. In den Fassaden zur Straßen- und zur Wasserseite sind diese Raumaufteilungen zwischen den Fassungen der beiden backsteinernen Seitenwände in klaren Formen deutlich ablesbar.
Unaufgeregt und trotzdem spannungsvoll gegliedert steht dieses Mitglied der exklusiven Gesellschaft am Dalmannkai, trotz der städtebaulich fundamental anderen Voraussetzungen, als einziges in einem erkennbaren Dialog zur Speicherstadt, von der sich seine Nachbarn ostentativ abwenden.
VergrößernDie dezente Noblesse wurde bis ins Detail durchgehalten. Selbst das Fugennetz der über die Kaipromenade auskragenden Deckenuntersicht wurde analog zum Proportionssystem der Fassaden gegliedert.
Für den Laien unsichtbar steht hinter einem anspruchsvollen Innenleben auch stets eine diffizile Tragwerksplanung. Da viele Decken und Wände in den sehr offenen Wohnungsgrundrissen fehlen, war der Nachweis des 10 m über den Dalkmannkai auskramenden Tragwerkes mit konventionellen Methoden nicht möglich. An Stelle des üblichen Nachweises seiner einzelnen Komponenten wurde das gesamte Tragwerk in einem 3-dimensionalen Modell als räumliches Tragwerk nachgewiesen. Da in diesem System schon kleinste Änderungen erhebliche Folgen nach sich ziehen, setzt dieses sehr komlexe Verfahren die reibungslose und sehr intensive Abstimmung zwischen Architekt und Tragwerksplaner im gesamten Planungsprozess voraus.
Bei alledem wurde auch der auf Qualität bedachte Bauherr am Ende belohnt: Die sehr exklusiven Wohnungen -in dieser Lage zwangsläufig nichts für Familien- waren schnell belegt. Der Hafen wird Bestandteil des Lebensraumes Stadt.
14.10.05
Nils Roderjan/Mathias Hein-Auty