Forschungsgebäude auf dem Campus Ost des Universitätsklinikums Eppendorf
Bauherr
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Architekt
GMP von Gerkan, Marg + Partner, Hamburg
Entwurf: Herr Prof. Marg
Tragwerksplanung
Arbeitsgemeinschaft: WTM Engineers GmbH Hamburg, Herr Dr. Morgen
CBP Consulting Engineeres, München, Herr Prof. Dr. Feix
Architekturfotografie
Heiner Leiska
Laudatio
Es ist nicht viel geblieben vom historischen Krankenhauskomplex in Eppendorf. Der sich stetig beschleunigende medizinisch-technische Fortschritt und der Wandel logistischer und funktionaler Anforderungen des Krankenhausbetriebes haben den ehemals wohlgeordneten, axial angelegten Gesamtgrundriss in ein Chaos verwandelt. Neben einigen versprengt liegenden Pavillons stellen nur noch der alte Haupteingang und die Solitäre aus der Ära Schumacher Haltepunkte in einem ansonsten vollkommen orientierungslosen Konglomerat unterschiedlicher Einzelgebäude verschiedener Epochen.
Einem dieser letzten Fixpunkte, dem pathologischen Institut von Fritz Schumacher schräg gegenüber steht das neu erbaute Forschungsgebäude.
Durch seine einfache und klare Grundform stellt es auf den ersten Blick sofort das her, wonach man auf dem Gelände sonst vergeblich sucht: Einen Ordnungsfaktor, dessen souveräne Erscheinung auf sein unmittelbares Umfeld ausstrahlt.
VergrößernDer H-förmige Grundriss bildet zwei Innenhöfe, die sich zu den Stirnseiten öffnen. Diese Öffnungen werden an den Ecken durch die mit horizontalen Sonnenschutzlamellen jalousieartig verkleideten Fassaden gerahmt. Die filigranen, frei auskragenden Dachplatten bilden den oberen Abschluss dieses Rahmens und bewirken gleichzeitig die Verklammerung der beiden Gebäudeflügel.
Es entsteht ein großes Tor, das dem Gebäude seinen monumentalen Ausdruck verleiht. Die Dachlücke in der Mittelachse steigert diesen Ausdruck noch einmal mit sparsamsten formalen Mitteln.
Im Gegensatz dazu steht die ruhige Erscheinung der Seitenansichten. Hier sind die Anklänge anSchumacher deutlich, aber keinesfalls aufdringlich, ablesbar. Neben dem in solchen Fällen obligatorischen Backstein bilden die durch kraftvoll profilierte und weiß abgesetzte Sturz- und Brüstungskanten betonten Fensterbänder das ausschließlich horizontale Gliederungsmerkmal der Fassaden.Ein vertrautes Motiv, nicht von der unmittelbar benachbarten Pathologie, sondern aus dem Fundus der späten Bauten Schumachers übernommen und durch die wiederum Vergrößernvorgelagerten Sonnenschutzlamellen technisch leicht verfremdet.
Die Organisation im Inneren ist funktionsgerecht und setzt der Zweckbestimmung des Gebäudes keinerlei Hindernisse entgegen.
Das Forschungsgebäude auf dem Campus Ost des Universitätsklinikums Eppendorf verkörpert in komprimierter Form ein Entwurfsprinzip, das gmp seit vier Jahrzehnten weltweit anwenden und stetig weiterentwickeln: Rationale Monumentalität.
Insgesamt ein BAUWERK DES JAHRES, das dem vielfach übersteigerten Bedürfnis der Selbstinszenierung zeitgenössischer Architektur ein überzeugendes Beispiel gegenüberstellt.
Mathias Hein