Aula der Staatlichen Jugendmusikschule Hamburg
Bauherr
Behörde für Schule und Berufsbildung
Architekt
EMBT, Enric Miralles Benedetta Tagliabue, Barcelona in Kooperation mit Nps Tchoban Voss, Hamburg
Tragwerksplanung
Architekturfotografie
Laudatio
Ein Bauwerk oder ein Kunstwerk? Es ist beides zugleich!
Musikkunst, wie kaum eine andere, lebt von der großen Vielfalt an Formen, Kontrasten, rhythmischen Wendungen, Dynamik und Sensibilität. Sie hat die Fähigkeit Menschen zu verzaubern und die Völker zu verbinden.
Es gibt auch Architekturwerke wie die von Miralles Tagliabue, die uns unmittelbar und emotional, ähnlich der Musik, ansprechen und in eine Art von Dialog verwickeln.
Die Architektur von Miralles Tagliabue ist von großer Eigenständigkeit und betont künstlerischem Ansatz geprägt. In dem gesamten Objekt der Jugendmusikschule ist der Wille der Architekten, alles skulptural und malerisch zu bilden gegenwärtig.
Wesentliche Gestaltungsmittel sind die Elemente einer unorthogonalen und organischen Welt, welche, wie die Musik, komponiert und zusammen gefügt werden - zu einzelnen und komplexen Formen, zu einem Bauwerk.
Bemerkenswert ist hier auch der Mut zum Einsatz vieler sehr unterschiedlicher Materialien und Farben, eine bauliche Kakofonie, die trotzdem harmonisch wirkt - ein kleines Geheimnis.
Für Hamburg und den Stadtteil ist das Gesamtobjekt ein großer Gewinn. Städtebaulich auf engstem Raum geplant, vermittelt es jedoch rundum kein Gefühl der Enge.
Der Neubau ist großzügig zugänglich, das Licht unterspült zweigeschossige Gebäudeteile, macht diese schwebend. Durch eigene Freiraumplanung entsteht eine gelungene Einheit zwischen Außen und Innen.
Der Studiosaal, als ein „Weingartentypus“ mit dem umlaufenden Rang und erweiterbarem Bühnenraum entworfen, ist durchgehend oval und im Material und Farben homogen gestaltet. Die gestalterische Qualität des Saales im Zusammenspiel mit der guten Akustik inspiriert Musiker und Besucher zugleich.
Die durch laterale Öffnungen und seitliche Verglasungen gut belichteten Foyers und der Vortragraum sind geräumig und multifunktional nutzbar.
Die komplexe Addition geometrisch unbestimmter Formen des Objektes hat den mit der Ausführungsplanung und deren Umsetzung beauftragten Architekten und Ingenieuren viel abverlangt . An dieser Stelle, eine besondere Anerkennung an die Hamburger Kollegen vom Architekturbüro nps sowie an die Tragwerksplaner von WTM.
Der Neubau ist ohne teure Materialien und teure Detaillösungen gebaut, wie sonst alle Hamburger Schulen, stets mit Gebot der Sparsamkeit folgend. Trotzdem ist die Realisierung solcher Projekte nicht ausgesprochen preiswert. Ein Bauherr muss diese wollen und dazu stehen.
Der Bauherr Freie und Hansestadt Hamburg war bereit, diesen Neubau, der für die Bildung und Initiation der Musikjugend bestens geeignet ist, zu realisieren und durch seine Fachleute zu begleiten.
Herzlichen Glückwunsch zum Bauwerk des Jahres!
Hamburg 22.09.2012
Aleksandar Ronai