Innenraum der Kirche St. Katharinen (Sonderpreis Denkmalpflege)
Bauherr
Hauptkirche St. Katharinen, Hamburg
Architekt
Helmuth Riemann Architekten GmbH, Lübeck
Tragwerksplanung
Architekturfotografie
Laudatio
Die Hauptkirche St.Katharinen, zwischen 1320 und 1420 als gotische Basilika entstanden, war bei Kriegsende eine Ruine. Nach ihrem Wiederaufbau in den 1950er Jahren wurde ein halbes Jahrhundert später die Sicherung und Sanierung ihrer historischen Bausubstanz notwendig. Gleichzeitig plante die Kirchengemeinde eine durchgreifende Renovierung des Gottesdienstraumes. Nach einem 2009 durchgeführten Architektenwettbewerb erhielt das Lübecker Architekturbüro Helmut Riemann den Auftrag für die Neugestaltung.
Wesentlicher Ausgangspunkt für den Entwurf war die Wiedergewinnung der ursprünglichen Weite des Raumes und der Klarheit seiner Wegeführungen. Mit dem Abbruch der massiven Orgelempore und dem Ausbau der darunter beim Nachkriegswiederaufbau entstandenen Winterkirche konnte die große Portalöffnung von der Turmhalle zum Mittelschiff freigelegt und die Sichtbeziehung vom Westportal bis zum Gloriafenster im Ostchor wiederhergestellt werden.
Die neue Orgelempore steht als Stahlkonstruktion, losgelöst vom historischen Mauerwerk, auf sechs schlanken Stützen frei im Raum. Die Füllungen der Emporenbrüstung bestehen aus geflochtenen Eisenbändern, ein Detail, das man an den Portaltüren wiederfindet.
Eine kleine Sensation war die Entdeckung und Freilegung eines gotischen Seitenportals im Mauerwerk der nördlichen Außenwand. Es bleibt – zwar derzeit funktionslos – sichtbar durch eine von außen vorgesetzte Verglasung.
Besonders aufwendig war die vollständige Erneuerung des Fußbodenaufbaus. Auf der neuen Unterkonstruktion wurden eigens hergestellte Ziegelplatten verlegt, die exakt dem Bodenbelag des Wiederaufbaus entsprechen. Für Stufen, Eingangsbereiche und liturgische Orte kam hellgrauer gotländischer Kalkstein zur Anwendung. Vollständig erneuert wurden alle technischen Einrichtungen und Anlagen: Heizung, Beleuchtung und Elektroakustik.
Alle Baumaßnahmen erfolgten in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt Hamburg.
Besondere Sorgfalt galt dem Erhalt der künstlerischen Ausstattung der 1950er Jahre:
- Altar, Kanzel und Gestühl von Otto Münch
- Farbglasfenster von H.G. von Stockhausen
- Hängekreuz und Taufe von Hans Kock
Alle neu geschaffenen Elemente zeigen sich als deutlich erkennbare Werke der Gegenwart. Sie zeugen von besonderem Einfühlungsvermögen in den historischen Kirchenraum und respektvoller Akzeptanz gegenüber dem Wiederaufbau nach dem Krieg.
Damit haben Renovierung und Neugestaltung von St. Katharinen Vorbildcharakter und erhalten dafür den Sonderpreis Denkmalpflege als BAUWERK DES JAHRES 2012.
Prof. Friedhelm Grundmann
22.09.2013